„Dein Leben fängt nicht erst nach der Arbeit an“ – mit diesem Sticker hat das Buch mich gekriegt. Der Titel klingt nämlich auf den ersten Blick eher nach Esoterik und Sinn-Suche, und gerade mit Esoterik kann ich so gar nichts anfangen. Sinn-Suche jedoch ist definitv ein Thema, dass mich seit längerem beschäftigt.
Glücklich sein kann man lernen. Das propagieren diverse Lebensweisheits-Sprüchlein seit Jahren. Die Autorin Isabell Prophet lehnt sich weit aus dem Fenster und sagt, auch im Job könne man das lernen. Ich – als absolute Zielgruppe, die den ersten sicheren Vollzeit-Job nach dem Studium nach einem halben Jahr schon zugunsten vom selbstständigeren – selbstbestimmteren! Arbeiten geschmissen hat – bin gespannt.

Eigentlich könnte ja alles so einfach sein – man hat sich ja meist aus vielfältigen Gründen für den aktuellen Arbeitgeber entschieden und genau wie in Beziehungen gibt es überall kleine Problemchen – ganz normal. Änderbar ist also vor allem die Einstellung, mit der man in die Arbeit geht. Die Art, wie man Probleme angeht und Fallstricke umschifft. Prophet ermuntert Lesende anhand fundierter und realistischer Beispiele, herauszufinden, ob Situationen wirklich so schlimm sind, oder wir sie nur als solches wahrnehmen. Würde eine Gehaltserhöhung wirklich die Laune verändern, mit der wir morgens in die Arbeit gehen? Und wie sähe es aus, wenn die Gehaltserhöhung der Kollegin deutlich höher ausfällt als die eigene – die dann auf einmal gefühlt nicht mehr so viel wert ist?
Konkrete Gedankenexperimente und Anstöße zum Reflektieren des eigenen Verhaltens können helfen, den eigenen Standpunkt einmal rein objektiv zu betrachten und Gefühle zunächst außen vor zu lassen. Manchmal ist es tatsächlich ratsam, einen Job loszulassen und etwas Neues zu versuchen. Vergessen darf man dabei jedoch nie: sich selbst und seine Einstellung nimmt man immer mit – also sollte man auch wirklich die richtigen Stellschrauben ändern, um sein persönliches Glück nicht ausschließlich in seiner Freizeit suchen zu müssen.

Ein tolles Buch für alle, die vielleicht auch gerade in die zweite, dritte Stelle starten und sich fragen: „Soll es DAS wirklich sein?“

Erschienen 2017 im mosaik Verlag, 256 Seiten

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