Atwood gehört für mich zu den Autorinnen, an denen man nicht vorbeikommt. Ihr Werk ist bewundernswert, inbesondere deswegen, weil sie sich weder auf ein Genre noch auf einen Stil festlegt. Daher gibt es zwar nicht DEN typischen Atwood-Roman und es gefällt vielleicht auch nicht jedes Werk gleich gut, aber dennoch eine Autorin, die man unbedingt immer wieder (an)lesen sollte. Meine Liebe zu den fantastischen, oft dystopischen Büchern der Autorin begann vor Jahren mit dem Zukunfts-Roman „Orxy & Crake“ und wurde in den letzten Monaten vor allem durch die grandiosen Verfilmungen der Dystopie „Der Report der Magd“ (zum Trailer) und „Alias Grace“ (zum Trailer) vertieft. Ich habe mit den Protagonistin gelitten, die Zähne zusammengebissen, riesengroße Wut heruntergeschluckt und mich aufgelehnt. Wer generell auf zukunkftskritische Szenarien steht, die mit einer Prise Feminismus und Rebellion gegen das herrschende System gewürzt sein dürfen: absolute Lese-, Hör- oder Sehempfehlung!

Das Hogarth Shakespeare Projekt

Atwoods neuestes Buch geht in eine andere Richtung. „Hexensaat“ hat mich auf das Shakespeare-Projekt aufmerksam werden lassen, und als Shakespeare-Fangirl finde ich dieses mehr als gelungen! Anlässlich Shakespeares 400. Todestag wurde das „Hogarth Shakespeare Projekt“ ins Leben gerufen. Internationale Bestseller-Autore*innen wie Jo Nesbo und Gillian Flynn interpretieren Shakespeares Klassiker wie zum Beispiel „Die widerspenstige Zähmung“ oder „Ein Wintermärchen“ neu und holen die Handlung in die heutige Zeit. Das verspricht, spannend zu werden, und mit Margaret Atwoods „Hexensaat“ habe ich begonnen.
Hexensaat versteht sich als die Neuinterpretation von Shakespaeres „Der Sturm“. Statt dem gewohnten Insel-Szenario mit Zauberern und Piraten sehen wir uns einem desillusionierten und abgesetzten, von der Welt abgewendeten Theater-Regisseur gegenüber. Sein Liebstes wurde ihm genommen – gleich in doppelter Hinsicht. So ist seine kleine Tochter verunglückt, seine Frau hat ihn verlassen, doch deren Geister lassen ihm – metaphorisch gesprochen – keine Ruhe. Gefängnis-Inszienierung statt Insel-Setting, Strafgefangene statt Piraten – mir persönlich hat die neue Sicht auf „Den Sturm“ sehr gefallen und viele Paralellen wurden erstaunlich stimmig in die heutige Zeit transferiert.

Ein tolles Buch – vor allem für Shakespeare-Fans! – das aber mit Sicherheit auch seinen Platz in den Regalen literarisch unbedarfter Leser*innen finden dürfte, da die Handlung auch ohne Hintergrundwissen eine spannende ist und durch Atwoods Schreibe gewohnt spannend zu lesen.

Neben der gelungenen inhaltlichen Ausgestaltung ist das Buch auch sehr schön anzuschauen: Klappt man den Buchrücken auf, erschließt sich einem das Shakespeare-Projekt sofort (und man kann sich durchaus auch beobachtet fühlen.. 😉 )und schaut man ins Buch hinein, sind die Deckseiten mit ihrer filigranen Musterbordüre ein wahrer Augenschmaus – hach 🙂

Margareth Atwood - Hexensaat - Shakespeare Project Buchbesprechung Rezension

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